Zweite beendet die Saison erfolgreich

Liebe Caissanerinnen und Caissaner, liebe Leserinnen und Leser,

am Samstag, den 27.04.2024, war das letzte Spiel der Saison unserer zweiten Mannschaft in der Kreisliga 2, an dem wir in Kriegshaber gegen deren Fünfte einen feierwürdigen Saisonabschluss mitnehmen wollten. Im Prinzip ging es für uns aber nur noch um die Frage, ob es Platz 3, 4 oder 5 sein wird, wobei ich uns natürlich den bestmöglichen Endstand erhoffte. Auch die Kriegshaberer hatten keine Chance mehr um die ersten beiden Plätze mitzuspielen. Man munkelt, dass einige von unserer formidablen Truppe etwas strammer als gewöhnlich im alten Zollhaus aufmarschierten, war doch am selbigen Tag Toms private Abschiedsfeier, auf der ab 11 Uhr (morgens!) kräftig mehr oder minder feinem Gebrannten zugesprochen wurde. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade deswegen? – war ich anfangs guter Dinge, dass wir hier etwas reißen konnten, schließlich balancieren wir am Vereinsabend ja regelmäßig die Hopfenlimonade in der einen Hand mit den Schwerfiguren in der anderen Faust.

Bei erster Durchsicht der Partien, stach mir besonders Jan an Brett 1 ins Auge, der beim gegnerischen König ein kleines Feuerwerk abbrannte. Die weißen Figuren, die alle unverblümt auf den schwarzen Monarchen aus Kriesghaber zielten, schienen mir richtig Lust auf Klamauk und Krawall zu haben. Kurz nachdem ich mich wieder an mein Brett setzte, wurden die Stimmen am Ende des Raumes etwas lauter – flogen da etwa auch noch die Fäuste? Nein! Da wurde doch tatsächlich ein Remis vereinbart! Entweder hatte ich da einen völlig falschen Blick aufs Spiel oder die beiden hatten sich einfach nur sehr gern. Mir sollte es recht sein, wähnte ich doch unsere Brettpunkte ohnehin eher an den hinteren Brettern, die wir richtig stark besetzt hatten. Etwas später trotzte Ny an Brett 2 ihrem 200 DWZ stärkeren Gegner durch solides Spiel auch noch einen souveränen halben Punkt ab. Ich fühlte mich wie eine unheilige Kreuzung aus John „Hannibal“ Smith vom A-Team und Jose Mourinho in seiner Inter-Zeit: alles schien voll nach Plan zu laufen.

An Brett 8 musste Mattis aber gegen einen jungen Kriegshaberer ran. Stefan, der wie auch Markus zum kräftigen Anfeuern wieder dabei war, meinte zu mir spaßig: „Wenn ich gegen Kinder spielen muss, gebe ich lieber gleich auf …“. Ob das der richtige Ansatz ist, wage ich zwar zu bezweifeln, aber man merkte schon nach den ersten Theoriezügen, die flüssig aus dem Ärmel geschüttelt wurden, dass mit dem Jungtalent nicht gut Kirschen essen war. In einer ansehnlichen Partie überspielte er Mattis zusehends und sicherte den Hausherren die erste Führung zum 1 zu 2.

Unser Ehrenpräsident, der unser Brett 4 beehrte, spielte derweil tadellos seine schwarzen Steine in ein völlig ausgeglichenes Endspiel, wo er allerdings etwas den Faden verlor und dann zwei wichtige Landwirte bedröppelt auf dem ungepflügten Acker stehen ließ. Mindestens genauso konsterniert habe ich die Partie mehrfach durchgeschaut, weil man demütig anerkennen muss, dass sein Gegner die Position wirklich gnadenlos ausgespielt hat und alle wichtigen Züge fand, um unserem tapferen Werner maximal die Daumenschrauben anzulegen. Nicht nur sein Gegenüber, sondern die ganze Mannschaft von Kriegshaber schien wirklich einen Sahnetag erwischt zu haben und drohte uns mit einer deutlichen 1 zu 3 Führung wieder gen Perlachturm zu katapultieren.

An den restlichen Brettern waren wir langsam aber sicher zum Siegen verdammt und Lasse minimierte an Brett 7 nach einer traumhaft gespielten Eröffnung den klaffenden Rückstand. Während der Partie verpassten er und Sven, der die Partie mit einem Auge verfolgte, dass seine Gegnerin ihre Dame freizügig einem caissanischen Turm zum Fraß vorwarf. Der hatte allerdings ganz andere Pläne und zersägte lieber einen schwarzen Turm in einem nominell weitaus faireren Abtausch. Der vermeintliche Faux-Pas fiel auch nicht bei der Eingabe in die Engine, sondern erst bei der nachträglichen gemeinsamen Sichtung der Partie bei Hopfen und Malz dem sichtlich entsetzten Lasse auf: „Deswegen hat sie mich bei dem Zug so komisch angeschaut!“ Zur Ehrenrettung der wunderschönen Partie sei angemerkt, dass Stockfish bei Tiefe 17 die Dame auch nicht per Anhalter mitnimmt, sondern Lasses Zug sogar als präziser einschätzt. Das hat er sicher auch so tief gerechnet! Die saubere und hinterher auch amüsante Angriffspartie ließ uns wieder Hoffnung schöpfen – 2 zu 3.

Der Gegner von Sven an Brett 6 schickte kompensationslos seinen E-Bauern in den unverhofft frühen Feierabend und kam auch selbst nie mehr in die Partie zurück, weil Sven mit einer bärenstarken Performance präzise und abgeklärt nicht nur seinen Vorteil hielt, sondern immer weiter ausbaute. Nachdem er noch den C- Bauern mit einer saftigen Damengabel einsackte und seinen nunmehr FKK-Bauern auf der D-Linie genüsslich in Richtung Metamorphose drückte, strich sein Kontrahent in hoffnungsloser Verluststellung alsbald die Segel.

Andi, der zum ersten Mal für die Zweite auflief, hatte nach meinem Empfinden an Brett 5 durchweg die ungewöhnlichste Stellung, was ich an der interessanten Bauernstruktur mit wechselseitigen Freibauern im Zentrum und der fortgeschrittenen Position unseres weißen Königs festmachte. Bis zum 8. Zug wanderten die beiden aber in den Fußstapfen von Großmeisterpartien, bevor sie dann spannendes Neuland betraten. Im frenetischen Glauben gleich dem eines Flacherdlers, der unreflektiert in Ignoranz jegliche Quellenlage verkennt, ging ich durchweg und inbrünstig davon aus, dass Andi bei seiner Spielstärke doch ganz bestimmt seine volle Orientierung in der Stellung behalten hat. Und für Andi war die Welt an dem Abend tatsächlich weder Kugel, noch Scheibe, sondern ein karriertes Brett auf dem es ab Zug 1 nur einen Chef gab. Nachdem im damenlosen Mittelspiel zunächst die richtigen Felder für seinen Springer nicht so glasklar zu schein schienen, fand er aber die richtige Figurenkonfiguration, um den Schwarzen auf den letzten Reihen zu strangulieren und dabei zwei wichtige Bauern, unter anderem den rivalisierenden Freibauern abzugreifen. Die zwei gedeckten caissanischen Freibauern schnitten langsam aber sicher dem gegnerischen König die letzte Luft ab, bevor Andis Turm die Garotte auf der Grundreihe vollständig zuzog. Damit war uns schon mal beim Stand von 4 zu 3 ein Mannschaftspunkt sicher.

Damit lagen all unsere Sieghoffnungen auf meinem Brett 3, an dem ich zu diesem Zeitpunkt mit nassem Hosenboden in der selbst eingebrockten Suppe saß, die ich jämmerlich auszulöffeln versuchte. Zu dem Zeitpunkt war für mich auch nicht wirklich klar, ob der weitere Mannschaftspunkt, um den es noch ging, für unseren Tabellenstand entscheidend hätte sein können – mein Kessel stand dezent unter Druck . Die Partie sah auch nicht wirklich rosig für uns aus, nachdem ich in der Eröffnung etwas freigiebig mit Tempi um mich geworfen hatte und im Mittelspiel aufgrund einer stellungstypisch ungewohnten Fesselung meinen D-Bauern blöderweise einbüßte. In der Analyse fiel einigen schlaueren Köpfen hinterher auf, dass ich die Fesselung hätte ignorieren können, weil mir mit einigen präzisen Zügen die gegnerische Dame für ausreichend Material ins Netz gegangen wäre – eine wilde Kombination aus Interferenz, Abzügen und Desperados mit Schönheitspreisambition. Vielleicht empfiehlt sich die Stellung als mittelgroße Taktikübung am Vereinsabend. Am Brett hatte ich für derlei Rechenspiele aber angesichts der kalten Dusche, mit der ich für meine Blindheit prompt gestraft wurde, keinen Kopf, da ich nicht auf verstecktes Gegenspiel, sondern einfach nur auf Schadensbegrenzung weiterrechnete. Das war auch mein Motto für den gesamten Rest der Partie, in der ich versuchte meinem Gegner den Sieg möglichst schwer zu machen und in einem kniffligen Endspiel mit Läufer gegen Springer bei einem Minusbauern landete. Mit Zittern, Bangen, Krampf und Würgen schienen meine weißen Steine dem schwarzen Ansturm mal mehr und mal weniger gut standzuhalten. Mein Gegner, der durchweg gute, aber glücklicherweise hinreichend versteckte Siegchancen gegen mich hatte, wickelte letztlich in eine Schlussstellung mit einem Randbauern und Springer gegen meinen nackten Läufer ab, in der kein Sieg mehr zu finden war.

Haarscharf war uns also das Comeback gegen Kriegshaber 5 mit 4 ½ zu 3 ½ geglückt und der dritte Tabellenplatz abgesichert! Erleichtert und zufrieden ließen wir die Partien am physischen Analysebrett bei Pizza und Hopfensaft im Bobs gemütlich Revue passieren. Dabei ließen wir uns natürlich auch nicht den Blick auf den Spieltag entgehen. Göggingen 2 dominierte die SGA 2 mit 6 ½ zu 1 ½ . Kriegshaber 4 holte zum Saisonabschluss fast noch einen Mannschaftspunkt gegen die SFA 5 mit 3 zu 5. Die Rochade blieb ungeschlagen und trennte sich gegen Gersthofen friedlich mit 4 zu 4. Es ergibt sich der folgende Endstand:

  1. Rochade 2 (12 MP bei 34,5 BP)

  2. Schachfreunde Augsburg 5 (11 MP bei 35,5 BP)

  3. Caissa 2 (9 MP bei 32,5 BP)

4.Gersthofen 1 (8 MP bei 30 BP)

  1. Göggingen 2 (6 MP bei 32 BP)

  2. Kriegshaber 5 (6 MP bei 24 BP)

  3. SGA 2 (4 MP bei 21,5 BP)

  4. Kriegshaber 4 (0 MP bei 14 BP)

Mit einem ausführlichen Saisonrückblick werde ich mich zu gegebener Zeit bei euch rückmelden und bedanken – das lasse ich mir natürlich nicht entgehen! Bis dahin bzw. beim Vereinsabend wünscht euch weiterhin nur das Beste

euer Simon Götz

=== Herzlich Willkommen zum Vereinsabend bei Caissa!

Unser Vereinsabend findet immer donnerstags ab 20:15 Uhr im ersten OG der Kresslesmühle statt. Egal ob du ein erfahrener Schachspieler oder ein Neuling bist, bei uns bist du herzlich willkommen.

Für Getränke ist gesorgt, sodass du dich voll und ganz auf spannende Partien und geselliges Beisammensein konzentrieren kannst. Die Atmosphäre ist stets freundlich und einladend – bei uns steht der Spaß am Schach im Mittelpunkt.

Egal, ob du schon lange dabei bist oder gerade erst anfängst, bei uns findest du Gleichgesinnte und kannst dein schachliches Können in angenehmer Gesellschaft verbessern.

Komm doch einfach vorbei und mach mit! Wir freuen uns auf dich!

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